Berlin für alle
Im Jahr 2022 kamen langsam unsere Besucher zurück in den Nachbarschaftsladen. Nachdem die beiden zurückliegenden Jahre zu einer enormen Verängstigung und Vereinsamung der alten Menschen geführt hatten, gab es jetzt wieder vorsichtige Versuche einer Normalisierung.
Zwar gab es noch nicht wieder die schönen langen Abende mit gemeinsamem Gesang. Aber die Nachbarn kamen im Rahmen der Nachbarschaftshilfe in den Laden, um sich Informationen über die letzten Veränderungen in der Pflegeversicherung und der Sozialhilfe zu holen. Bei den deutschen Besuchern führte der russische Angriff auf die Ukraine zu bösen Erinnerungen und neuer Angst. Allen Besuchern gemeinsam war die Sorge um steigende Heizkosten und die Unsicherheit, ob vielleicht die Heizung ganz ausfällt.
Bei diesen Fragen war wir besonders aktiv und konnten auch ganz praktische Lebenshilfe leisten, etwa beim Ausfüllen von Anträgen.
Traditionen beibehalten
Im Nachbarschaftsladen wurden weiter das Frauenfrühstück mit internationalen Rezepten, Koran-Lesungen und Fortbildungen für Pflegekräfte durchgeführt. Neu angeboten wurden Gesprächskreise, die sehr schnell sehr beliebt wurden. Dabei erzählen sich die Teilnehmer Geschichten aus ihrem Leben und freuen sich über die Aufmerksamkeit und emotionale Teilnahme, die sie dabei erfahren.
Ehrenamtlich für alle
Im Rahmen der Nachbarschaftshilfe durch unsere Ehrenamtler wurden die Besuche von älteren Menschen im Kiez wiederaufgenommen. Diese wurden bei Bedarf zu Terminen begleitet oder zu den Feiertagen besucht. Wir haben die Besuche bei Pflegebedürftigen wiederaufgenommen, die in Heimen oder Pflege-Wohngemeinschaften leben und dort oft niemanden haben, der sie in ihrer Muttersprache ansprechen kann. Dabei waren auch junge Menschen aktiv, für die wir im Rahmen eines Kooperationsprojekts mit dem Erasmus-Programm Einsatzstelle waren.
Auf organisatorischer Ebene hat es eine Veränderung gegeben: Frau Ergün und Herr Dr. Basche haben den Wunsch geäußert, ihre Tätigkeit im Vorstand zu beenden, da ihnen die berufliche Belastung nicht mehr genug Zeit für das Ehrenamt lässt. Auch wenn wir diese Entscheidung sehr bedauern, haben wir doch Verständnis dafür. Wir danken beiden ganz besonders für ihr Engagement und freuen uns darüber, dass sie dem Verein trotzdem erhalten bleiben.
Ebenso freuen wir uns darüber, dass es mit Herrn Altunkaynak und Herrn Kürsten einen erfahrenen neuen Vorstand gibt, der die Geschicke des Vereins in den nächsten Jahren lenken soll. Da die Hilfe bei der Wohnraumerlangung einen immer größeren Stellenwert in der Arbeit des Vereins einnimmt, wollen wir uns auf diesem Tätigkeitsfeld professionalisieren. Der neue Vorstand soll hierfür Vorschläge erarbeiten. Aus den Reihen der Mitglieder kam die Idee, Senioren bei der Anmietung von Wohnungen zu helfen, die auch für Pflegebedürftige geeignet sind. In Berlin sind für diese Zwecke insbesondere Wohngemeinschaften sehr beliebt geworden.
Wir sind uns sicher, dass auch die nächsten Jahre nicht langweilig werden.
